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3-Fächer: Darstellendes Spiel
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Lesetipps:
Übersicht: DS




Darstellendes Spiel: Ein Fach stellt sich vor











Pfeil Steffen Brockmann im Interview
Pfeil Herr Jung bei der Arbeit
Pfeil Bei der Arbeit
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Herr Brockmann, Sie unterrichten Darstellendes Spiel an der DSL. Wie kann man sich den Unterricht im Darstellenden Spiel vorstellen?


Vor allem ist er sehr praxisorientiert. Das heißt, es wird sehr viel Theater gespielt. Die Theatertheorie spielt zwar auch eine Rolle, steht aber deutlich hinter dem Praxisanteil.
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Aber Sie fangen doch sicher nicht mit richtigen Theaterstücken an, oder?



Nein, natürlich nicht. Damit die Theatergruppe überhaupt erst spielfähig wird, stehen am Anfang kleine Spiele mit denen die Schülerinnen und Schüler lernen, sich gegenseitig zu vertrauen. Das ist in allen Klassenstufen gleich. Später werden verschiedene Spieltechniken vermittelt und geübt.

Pfeil Herr Jung bei der Arbeit mit seiner Gruppe.

Das Reflektieren und
Besprechen von Spielszenen gehört zum Unterricht und findet mit dem gesamten Kurs oder auch in Kleingruppen jederzeit im Unterricht statt.
Herr jung instruiert
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Was kann man sich unter den verschiedenen „Spieltechniken“ vorstellen?


Zunächst lernen die Schülerinnen, wie sie vor Publikum stehen sollten und wie sie Sprache und Gestik einsetzen können, um bestimmte Figuren und Charaktere darzustellen. Sie lernen, wie sie den Spielraum, also die Bühne, alleine und mit einem Partner ausnutzen können.

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Johannes Planung

Johannes während einer Szene (links); Peter, Sari und Christian planen eine Szene

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Was sind die Gründe für die Einführung des Faches an der DSL?





Die Einführung des Faches Darstellendes Spiel an den Schulen gilt als Reaktion auf lebensweltliche und gesellschaftliche Veränderungen denen Jugendliche ausgesetzt sind und wird allgemein verglichen mit der Einführung der Fächer Ethik und Informatik.

Durch Bildmedien und elektronische Apparate wirkt die heutige Lebenswelt zunehmend fremdbestimmt und der persönlichen Einflussnahme entzogen.

Mit Unterrichtsangeboten, die spielerisch entfaltete Kreativität, bewusste körperliche Aktivität, sinnliches Erleben und soziales Handeln in einer Gruppe fordern und fördern, kann dieser gesellschaftlichen Entwicklung entgegengewirkt werden.

Hier kann und soll das Fach Darstellendes Spiel wichtige Aufgaben in der schulischen Bildung übernehmen. Dabei können die Schülerinnen und Schüler ihre verbale und auch körpersprachliche Ausdrucksfähigkeit sowohl im mündlichen bzw. schriftlichen Sprachgebrauch als auch im darstellenden Ausdruck weiterentwickeln.

Schülerinnen und Schüler können damit lernen, dass Miteinander-Kommunizieren nicht nur über Worte erfolgt, sondern auch bestimmt wird durch den Tonfall, die Stimmstärke, das Sprechtempo, die Artikulation, durch eine bestimmte Körperhaltung und über Mimik und Gestik.

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Lennart, Patrick, Julian improvisieren eine Autoszene. Mit genug
Kreativität lassen sich alle Szenen gestalten und werden dadurch spielbar.

Die Improvisation ist dabei von entscheidender Bedeutung.




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Welche Lernziele verfolgt das Fach?


Im Rahmenplan Gymnasiale Oberstufe Darstellendes Spiel (Kursstrukturplan) des Hessischen Kultusministeriums (HKM) heißt es:

Es sind „Modelle von Interaktion und Kommunikation praktisch zu erproben und theoretisch zu reflektieren. Hiermit schafft der Unterricht Vorraussetzungen für methodische Neugier, kreatives Denken und Problemlösungsverhalten, die ein universitäres Studium, gleich welcher Fachrichtung, erfordert“ (HKM, 1998, S.7).
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Welche konkreten Inhalte werden damit verbunden?


Im Zentrum des Unterrichts steht zunächst die Improvisation und das spiralförmig wiederkehrende Improvisationstraining. Hier wird den Schülerinnen und Schülern der Raum für Probehandeln gegeben.

Der Unterricht im Darstellenden Spiel ist auf verhaltenswirksames und reflektiertes Lernen aufgebaut, das materielle, psychologische, soziale und physiologische Aspekte von verschiedenen Themen subsummiert. Die Vermittlung erfolgt vor allem pragmatisch handlungsorientiert und spielpraktisch.

Darstellendes Spiel geht durch die Formbestimmung und den Zuschauerbezug auch über das, vor allem in der Mittelstufe praktizierte Rollenspiel hinaus.

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Wie kann man sich eine Improvisation vorstellen?


Die zur Zeit bekanntesten Improvisationen kann man im Fernsehen sehen. Die Sendungen „Frei Schnauze“ und „Zimmerstraße“ sind auch eine Form des Improvisationstheaters.

Die Schülerinnen und Schüler werden auch hier durch kleine Vorübungen herangeführt. Wir versuchen kleine Szenen mit sogenannten „Settings“ zu spielen und dabei die Spieltechnik zu verbessern.

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Was sind denn „Settings“?


„Settings“ sind kleine vorgegebene Rahmenhandlungen. Das heißt: Wer wird gespielt? Wo spielt die Handlung? Wann spielt die Handlung? Was ist der Inhalt der Szene? usw.

Pfeil Alexander, Alexander und Christoph spielen und lassen eine Leiche
verschwinden.
Im Spiel
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Lernen die Schülerinnen und Schüler im Darstellenden Spiel noch mehr als Theaterspielen?


Ja, natürlich! Durch das Theaterspielen werden Kompetenzen entwickelt und weiterentwickelt, die in verschiedenen Lebensbereichen außerhalb des Schultheaters von sozialer Relevanz sind.

Das Szenische Arbeiten findet immer in einem engen Kontext von Beobachten, Wahrnehmen, Erinnern, Empfinden, Imagenieren, Reflektieren und Kommunizieren statt. Kommunikative und soziale Kompetenzen werden durch den Prozess des Entwickelns, Probens und Inszenieren von Aufführungen gestärkt.

Die Schülerinnen und Schüler erfahren dabei ihre Mitverantwortlichkeit für den Gruppenprozess und dass die Solidarität mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern notwendige Voraussetzung für das Gelingen von Projektarbeit ist. Ihre Teamfähigkeit wird gestärkt.

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Müssen die Schülerinnen und Schüler kreativ sein um eine gute Note im DS zu bekommen?


Es hilft ihnen sicherlich, aber das können sie natürlich auch lernen. Bei der theatralen
(Um-)gestaltung von Ideen, Texten sowie Segmenten von Realität verschiedenster Art entwickeln die Schülerinnen und Schüler kreative Arbeitsweisen und Kompetenzen.

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Christian Endecott "parkt aus" oder arbeitet er am Fließband - erst die
Phantasie des Beobachters macht das Theater realistisch!

Christian
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Müssen die Schülerinnen und Schüler sehr selbstbewusst sein?


Durch viele kleine Übungen werden die Schülerinnen und Schüler an kleinere Aufführungen herangeführt. Dabei wird automatisch ihre Präsentationsfähigkeit wie z.B. das Stehen vor einer Gruppe, Artikulation und Modulation der Stimme und Formen der präsentierenden Körpersprache verbessert. Damit werden auch ihre allgemeinen Präsentationsfähigkeiten verbessert.

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Was wird noch vermittelt?


Sicherlich auch, sich selbst aus einer anderen Perspektive zu beobachten und eigene verbale sowie nonverbale Aktionen reflektiert zu analysieren, zu beschreiben und kritisch zu hinterfragen ist ein weiterer Teil der Arbeit im DS-Unterricht.

Dabei wird auch die Arbeit anderer subjektiv und objektiv, emotional und rational beobachtet, analysieret und positive, aber auch negative Kritik prozess- und produktorientiert formuliert.

Mit Kritik von anderen situations- und sachangemessen rational sowie tolerant umzugehen und sie produktiv in den Arbeitsprozess zu integrieren, ist ein weiteres wichtiges Lernziel im DS-Unterricht. Zudem werden die sinnliche Wahrnehmung und das ästhetische Empfinden und Verstehen der Schülerinnen und Schüler werden geschult.

Pfeil Wann geht es denn an das ungeliebte Lernen von Texten?

Zunächst gar nicht. Wie bereits beschrieben werden die Spieltechniken an freien Szenen gelernt. Erst in der szenischen Arbeit, d.h. wenn richtige Szenen ausgearbeitet und gespielt werden sollen, müssen kleine Textpassagen von etwa fünf Sätzen pro Darsteller gelernt werden. Das ist noch leicht machbar – für jeden Vokabeltest ist da mehr zu lernen. Erst gegen Ende der 12. und in der 13. Klasse müssen auch längere Texte gelernt werden. Aber auch hier gibt es Techniken, die Schauspieler anwenden, um sich Texte zu merken.

Pfeil Max und Shekeb im szenischen Spiel. Mimik und Gestik verleihen
dem Schauspiel seinen Glanz.

Wie diese vom Publikum wahrgenommen werden,
erfahren die Darsteller in der anschließenden Feedbackphase.

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Was für Fähigkeiten sollten Schülerinnen und Schüler haben, die das Fach Darstellendes Spiel in der Oberstufe wählen?


Eigentlich sind im Vorfeld keine bestimmten Fähigkeiten gefragt. Sie sollten sicherlich Freude am Theaterspiel haben, aber die Spieltechniken lernen sie im Kurs. Bei vielen stellt sich auch erst im Kurs heraus, wie begabt sie sind. Hier werden verborgene Talente der schüchternsten Schülerinnen und Schülern entdeckt.

Steffen Brockmann, Webteam, 13.12. + 14.12.2006