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Schöne Geschichten
Erzählwettbewerb für Stadt und Kreis Offenbach






> Wer, was, wann, wo?
> Die Gruppe
> Grenzenlos
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> Ein glückliches Wiedersehen
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> Mondsucht: Text + Bild von Marius
Wer, was, wann, wo?

Zum ersten Mal nahmen Schüler der siebten Klassen an dem Erzählwettbewerb für Stadt und Kreis Offenbach teil. Verlangt waren zweiseitige Geschichten zum Thema  „Grenzen“. Die klassenbesten Beiträge wurden anonymisiert und von vier Schülerinnen des Deutsch-Leistungskurses Frembs begutachtet. Diese Jury ermittelte dann die Schulsieger, die vom Schulleiter, Herrn Zotz, mit Buchgutscheinen belohnt wurden, die der Förderverein gespendet hatte. In den ausgewählten Texten geht es um Grenzüberschreitungen, um Regelverletzungen und deren Folgen.


Den ersten Platz belegte Christina Weidl aus der 7a, den zweiten Christoph Schrötwieser aus der 7c vor Marius Wagner aus der 7e . Damit wird Christina Weidl unsere Schule im Mai, wenn alle Schulsiegergeschichten gesammelt sind, bei der kreisweiten Auswahl vertreten.

Aber schon jetzt lohnt es sich, die drei Siegergeschichten aus unserer Schule zu lesen – es ist schon erstaunlich, welche Grenzen man so alles überschreiten kann und wie spannend das erzählt worden ist!
Gez.: W. Tschorn
Die Gruppe (v.l.) mit den Preisträgern Christoph, Christina und Marius
mit Schulleiter Bernhard Zotz und Koordinator Dr. Wolfgang Tschorn
Alle Preisträger

Grenzenlos - Teil 1

Christina W., Jgst. 7


“Nein, da war nichts.”
“Du siehst irgendwie so bedrückt aus! Mit dir stimmt doch etwas nicht!”, stellte meine Mutter fest.
Ich seufzte genervt. “Nein, alles in Ordnung, wirklich!”, sagte ich, und ich klang dabei gereizter, als ich es eigentlich vorgehabt hatte.

1Natürlich war nicht alles in Ordnung, aber das musste meine Mutter nicht wissen! Die Schule war furchtbar gewesen, noch schlimmer als sonst. Phillip hatte mal wieder alles darangesetzt, mir das Leben zur Hölle zu machen! Eigentlich hatte ich gedacht, dass das jetzt, nach zehn Monaten, endlich aufhören würde, aber leider war das nicht der Fall. Vor zehn Monaten war ich mit meinen Eltern nach Deutschland gezogen. Es kam mir vor, als sei es eine Ewigkeit her. Doch für meine Mitschüler schien das leider nicht so zu sein. Für sie war ich immer noch die Fremde, die nirgends dazugehörte.


Es war, als gäbe es da eine unsichtbare Grenze zwischen den anderen Kindern und mir. Eine Grenze, die ich mich nicht traute zu überwinden, aus Angst, dass das alles nur noch schlimmer machen würde.


Sogar meinen Eltern gegenüber war diese Grenze entstanden, ich konnte mich ihnen mit meinen Problemen nicht anvertrauen. Was könnten sie auch schon machen? Sie konnten schließlich das Denken meiner Mitschüler nicht ändern, die mich behandelten, als ob ich kein normaler Mensch sei! Dabei war ich doch, abgesehen von der Hautfarbe, genau wie sie! Vor allem Phillip schien das nicht zu begreifen oder begreifen zu wollen. Immer wieder hetzte er die anderen gegen mich auf. Ich verstand einfach nicht, was er gegen mich hatte!


 Nach dem Essen flüchtete ich so schnell wie möglich in mein Zimmer. Ich mochte mein Zimmer, dort war ich ungestört und konnte meinen Gedanken nachhängen. Wie immer setzte ich mich ans Fenster. Die Aussicht war schön, ich konnte fast die Hälfte der Stadt überblicken, in der  ich mit meinen Eltern nun lebte. Wir wohnten im neunten Stock eines Hochhauses und meiner Meinung nach war die Aussicht das einzig Positive, das unsere kleine Wohnung mit sich brachte.


Auf einmal schreckte ich aus meinen Gedanken auf und musterte die Straße vor unserem Haus. Dort stand Phillip! Und er war nicht alleine. Neben ihm standen zwei merkwürdige Typen, die auf mich keinen sehr vertrauenerweckenden Eindruck machten. Es waren Jungen, allerdings um einiges älter als Phillip oder ich. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber ich sah, wie einer der Typen Phillip seinen Rucksack entriss und ihn durchwühlte.


Da wusste ich, was los war. Ich zögerte keinen Moment und stürmte so schnell wie möglich aus meinem Zimmer, aus der Wohnung und in das Treppenhaus. Dort stürzte ich in den nächstbesten Aufzug und fuhr nach unten.
Während der Fahrt im Aufzug kamen mir Zweifel. Was machte ich hier eigentlich? Als ob ich Phillip irgendwie helfen könnte! Und außerdem, warum sollte ich überhaupt, wo er doch immer so fies zu mir war?!

Da war der Fahrstuhl auch schon unten angekommen und ich verscheuchte alle unnötigen Gedanken und rannte so schnell wie möglich auf die Straße vor dem Hochhaus. Die Typen waren immer noch dort.
Schnell versteckte ich mich hinter einer Häuserecke. Ihre Suchaktion im Rucksack schien erfolgreich gewesen zu sein, denn einer der Jungen hielt triumphierend ein schwarzes Portemonnaie in die Höhe.

Christinas Bild zu „Grenzenlos"
Christina Bild
Grenzenlos - Teil 2
Christina W., Jgst. 7

Christina
“Hey! Gebt das zurück, es gehört mir!”, rief Phillip, doch die älteren Jungen beachteten seinen Protest gar nicht.
Mich hatten die drei zum Glück noch nicht bemerkt, aber das konnte sich schnell ändern. Ich war wie erstarrt und wusste nicht, was ich machen sollte. Diese Typen waren gefährlich, ich hatte doch keine Chance gegen sie!
In diesem Moment gab einer der Jugendlichen Phillip einen Stoß, sodass er rückwärts taumelte. Ich sah, wie er die Fäuste ballte und wusste, dass er im Begriff war, etwas unglaublich Dummes zu machen, nämlich auf diese Typen loszugehen! Dabei waren sie ihm haushoch überlegen!


Ohne lange nachzudenken, kam ich hinter der schützenden Hausecke hervorgerannt, packte Phillip und zog ihn weg. Die Jungen schienen einen Moment überrascht zu sein, dann begannen sie jedoch, uns zu verfolgen. Ich und Phillip rannten auf den Eingang des Hochhauses zu, unsere Verfolger dicht auf den Fersen. Im letzten Moment erreichten wir die Tür und stürmten hinein. Ich zog Phillip zu den Aufzügen, von denen einer zum Glück offen stand, und wir drängten uns hinein und drückten auf irgendeinen Knopf. Die Aufzugtür konnte sich gar nicht schnell genug schließen und uns die Sicht auf die beiden Typen verwehren, die nun im Treppenhaus angelangt waren. Als wir beide jedoch alleine im Aufzug waren, wurde mir die Situation mit einem Schlag furchtbar unangenehm. Sogar auf so engem Raum war die unsichtbare Grenze zwischen uns deutlich zu spüren. Phillip schien es nicht anders zu gehen.


Nach einer kleinen Ewigkeit sagte er: “Mist! Sie haben mein ganzes Geld geklaut!”
“Sei lieber froh, dass es dir gut geht!”, sagte ich, etwas schärfer als beabsichtigt.
Dann wieder Schweigen.
“Warum hast du mir überhaupt geholfen?”, fragte Phillip. Ich antwortete nicht. Ich wusste es ja selbst nicht.
Er sah mich von der Seite an.
Mich, die Fremde.
“Auf jeden Fall muss ich mich wohl bedanken”, sagte Phillip. Ich nickte nur stumm. “Außerdem will ich mich entschuldigen. Es tut mir Leid, dass ich dich in der Klasse die ganze Zeit schlecht gemacht habe.”
Ich konnte es kaum glauben.
Er entschuldigte sich tatsächlich bei mir, der Fremden! “Schon okay”, sagte ich.
“Ich weiß ja selbst nicht genau, warum ich die ganze Zeit so fies zu dir war. Und ich würde es gern wieder gut machen!”
Phillip lächelte mich an.
Mich, die Fremde.
Mir war, als hätte ich soeben einen ersten Schritt über die Grenze gewagt, die mich all die Zeit über von allen anderen getrennt hatte. Ich lächelte zurück. In diesem Moment war ich sehr zuversichtlich, dass es mir auch noch gelingen würde, die Grenze ganz zu überwinden.

Dann öffnete sich die Aufzugtür.

Ein glückliches Wiedersehen - Teil 1

Christoph S., Jgst. 7

Christoph

Es war der 1.September 1939, als etwas Schlimmes anfing. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Ich war sehr erstaunt, als am 7. September Tausende von Soldaten mit Hunderten von Panzern in unser Dorf einmarschierten. Ich fragte meine Mutter: ,, Was suchen die hier? ’’Überall wo man hinschaute, war dieses komische Kreuz und dieser kleine Mann zu sehen. Meine Mutter sagte, dass er der Herrscher der Welt werden wolle und Adolf Hitler hieße. An diesem Tag änderte sich mein Leben.

2Mein Name ist Marek und ich lebte mit meinen Eltern und meinem kleinen Bruder in einem Dorf an der Ostseeküste in Polen. Mein Vater war der Tierarzt im Dorf. Ich war 12 Jahre alt, wie mein bester Freund Simon, mit dem ich in eine Klasse ging und jeden Tag spielte. Sein Vater war Arzt. Wir waren immer in den Ferien zusammen an die Ostsee gefahren und hatten viel Spaß. Aber plötzlich war Simon komisch und sprach nicht mehr mit mir. Ich fragte ihn, was los sei. Darauf antwortete er: ,, Ich bin Jude! ’’ Mittags fragte ich meine Mutter, was Jude bedeute. Sie antwortete traurig, dass Adolf Hitler Juden nicht mag und dass Simon und seine Familie bald Probleme damit bekommen würden.
   

So geschah es auch. Ab Winter musste Simon den Judenstern jeden Tag tragen. Es kam noch schlimmer. Ab Ostern durfte Simons Vater nicht mehr als Arzt arbeiten. Die gesamte Familie durfte nur noch in jüdischen Geschäften einkaufen. Der Sommer begann und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Simon durfte nicht mehr in die Schule gehen. Wir sahen uns nur noch mittags, außerdem kamen Gerüchte auf, dass immer mehr jüdische Familien spurlos verschwanden und nie mehr gesehen wurden. Daraufhin überlegte ich mir, wie ich meinem Freund helfen könnte. Die Zeit verging.

Simon wurde immer trauriger und mir machte die Schule ohne ihn keinen Spaß mehr. Alle Schüler waren bedrückt, weil Simon nicht mehr in die Schule durfte. Dann fiel mir etwas ein. Meine Klassenkameradin, die Tochter eines Fischers, war sehr krank geworden. Im Dorf gab es keinen Arzt mehr, weil alle im Krieg waren. Deshalb könnte doch Simon seinen Vater fragen, ob er sie heilen könnte.

Mit dieser Idee ging ich zu Simon. Er war sofort begeistert und wir fragten seinen Vater. Der aber war alles andere als begeistert und wurde ein bisschen böse, weil wir genau wussten, dass er so etwas nicht machen durfte. Wenn er dabei erwischt würde, wie er Leute behandelte, konnte die Familie schwer bestraft werden.

Trotzdem fragte Simon noch einmal, ob er nicht unsere Klassenkameradin heimlich behandeln könnte. Simons Vater wurde jetzt richtig böse und rief:,, Das geht nicht ! ’’ So war meine Hoffnung umsonst.

Ich ging traurig nach Hause und weinte. Mein Vater fragte mich, was los sei und ich erzählte: ,,Ich hatte die Idee, Simons Vater könnte meine Klassenkameradin heilen und im Gegenzug deren Vater, der von Beruf Fischer ist, Simons Familie mit dem Schiff nach Schweden bringen. Kannst du nicht noch einmal mit Simons Vater rede ? ’’ ,,Na gut, ich versuche mein bestes! ’’

Eines Tages klopfte es an unsere Tür. Es war Simon, der uns besuchen wollte. Ab diesem Zeitpunkt besuchten wir uns abwechselnd in Schweden oder in Polen. Unsere Freundschaft hielt ein Leben lang, auch über die Landesgrenzen hinweg.

Christophs Bild zu „Ein glückliches Wiedersehen"
2
Ein glückliches Wiedersehen - Teil 2
Christoph S., Jgst. 7
Nun ging mein Vater zu Simons Vater. Nach einer halben Stunde kam er wieder. Er sagte zufrieden: ,, Simons Vater wird versuchen, deiner Klassenkameradin zu helfen. ’’ Ich atmete tief durch.

 Zwei Wochen hörte ich nichts von Simon. Doch plötzlich klopfte es an der Tür. Es war Simon, der erzählte, dass sein Vater meine Klassenkameradin geheilt hätte und der Fischer sie aus Dankbarkeit nach Schweden bringen wolle, da dort kein Krieg wäre und sie als Juden sicher seien. Sie müssten aber noch auf schlechtes Wetter warten, sonst könnten sie die Deutschen erkennen und gefangen nehmen.


Glücklich ging ich zu meinem Vater und erzählte ihm die Neuigkeit. Auch er war über diese Neuigkeit sehr froh.
Zehn Tage wartete ich gespannt auf eine Nachricht - - -  dann kam sie.

Es klopfte an der Tür, dieses Mal waren es Simon und sein Vater. Sie bedankten sich bei uns für die Hilfe und erzählten uns, dass sie noch am selben Tag nach Schweden fahren würden, weil das Wetter schlechter werden würde. Dann verabschiedeten wir uns und alle waren traurig.

Am nächsten Morgen ging ich zum Hafen und sah, dass das Boot des Fischers nicht mehr da war. Wir hofften, dass sie unbemerkt nach Schweden gekommen waren und hörten Nachrichten, ob die Deutschen auf der Ostsee jemanden gefangen genommen hätten.
Nach drei Tagen kam der Fischer zurück und erzählte uns, dass Simons Familie sicher in Schweden angekommen wäre. Wir freuten uns über diese Nachricht, dachten aber im Gegenzug an Simon Vaters Arbeitslosigkeit.

Ein halbes Jahr später kam ein Brief von Simon, indem er berichtete, dass es allen gut ginge. Sie würden in Stockholm wohnen und sein Vater würde im Krankenhaus von Stockholm als Arzt arbeiten. Nach diesem Brief hörten wir nichts mehr von Simon und seiner Familie.
Der Krieg ging vorüber und in meiner Familie überlebte jeder. Im Sommer 1946 beendete ich die Schule. Ich wollte, wie mein Vater, Tiermedizin in Warschau studieren.

Mondsucht

Marius W., Jgst. 7

Marius

Frischer Herbstwind wehte gold, rot und braun getunkte Blätter durch die Straßen von Berlin. Die wunderschöne Pracht der Blätter lenkte vollkommen von dem pubertierendem Mädchen ab, das verlassen und wankend über den deutschen Bundestag lief.

Obwohl es erst gegen sieben Uhr war und die Straßen noch hell erleuchtet waren, schien schon ein voller und runder Mond am Himmel, den kaum ein Mensch betrachten konnte.

Das Virus hatte ein Viertel aller Deutschen in die Knie gezwungen und die restlichen Flüchtlinge würden in den Auffanglagern in Frankreich, Russland und der Österreich zugrunde gehen.
Es war die reinste Sabotage.

Plötzlich stolperte das Mädchen mit ihren schwarzen abgewetzten Stiefeln  über einen Bordstein. Wie in Zeitlupe sah man das Mädchen umkippen. Es hob nicht einmal ihre Arme um ihr Gesicht zu schützen, falls sie dies überhaupt mit ihrer viel zu engen Lederjacke, konnte. Wenn man in ihre Augen blickte, fühlte man ein unbeschreibliches Gefühl. Man fühlte Schwerelosigkeit. Die absolute Freiheit, keine verdammten Grenzen, die einen daran hinderten auf den Mond zu springen. So als ob tausende Nadeln im ganzen Körper steckten, ohne dass es einem etwas ausmachte, da man keinen Schmerz spüren würde.

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Bild von Marius

Sie glitt langsam zu Boden und es sah aus, als ob sich ihre Wange zärtlich an den Boden schmiegte. Doch dann drückte sich ihre Wange immer fester an die Erde. Man sah keinen einzigen Schmerzensfunken in ihren Augen. Es schien, als ob die Zeit wieder ihr normales Tempo aufnahm und sie durch den Aufprall wieder ein kleines Stück nach oben geworfen wurde, nur um dann wieder von der Schwerkraft endgültig zurück auf die Erde gezwungen zu werden. Es herrschte bedrückende Stille. Kein Vogel zwitscherte.


Langsam bildete sich ein kleines Rinnsaal Blut, das unter ihrer Wange hervor kroch und sich einen Weg über die Straße bahnte. Es floss auf einen Kanaldeckel zu und kurz bevor der erste Tropfen hinein fiel, hielt er inne. Der Tropfen zögerte scheinbar. Was sollte man denn auch erwarten? Wir springen doch auch nicht einfach so ins Ungewisse und gehen dieses Risiko ein. Unser Verstand setzt Grenzen, die uns daran hindern etwas Unüberlegtes zu tun.


Der Kontrast des dunkelroten Blutes mit der rostigen Farbe des Kanaldeckels strahlten eine nahezu faszinierend-traurige Kraft aus, die die ganze Erscheinung trübte.
Der Tropfen schien sich entschieden zu haben und wagte sich vorsichtig über die Kante.


Nach ungefähr fünf Sekunden hörte man ein leises Glucksen und der Tropf vereinte sich mit dem Wasser. Dieses Geräusch schien sie wieder aus ihrer Trance zu erwecken und sie drehte sich stöhnend auf den Rücken. Ihre purpurn gefärbte Wange, war an vielen Stellen schmerzhaft aufgeschürft, was sie jedoch gar nicht zu bemerken schien. Stattdessen erblickte sie den Mond mit seinen vielen Kratern und die geheimnisvolle Anziehungskraft, die ihn bei so vielen Menschen beliebt machte.

In ihren Augen glitzerten Tränen, und sie dachte: „Es tut mir leid! Das wollte ich nicht Mama! Nein, das wollte ich nicht! Ich werde mich bessern, ich komme auch wieder zurück nach Hause! Ich gehe sogar in eine Anstalt! Ich will nicht mehr abhängig sein! Weißt du was,…alles wird wieder gut!

Wissenschaftler werden das Virus wieder in den Griff bekommen, dann kommt ihr wieder zurück aus Frankreich und wir werden ein Dach über dem Kopf haben! Ja, das werden wir!“
In ihren Augen blitzte wieder ein kleines Stück Hoffnung auf.

„Es wird neue Zeiten geben. Wir werden den Mond erklimmen und dann herunter springen. Es wird keine Grenzen geben, genauso wenig wie Landesgrenzen. Wir werden durch die ganze Welt reisen und alles machen was wir wollen“, schöpfte  sie wieder neue Hoffnung. „Ja!“, rief sie und mit neuer Kraft rappelte sie sich auf, warf ihre Handschuhe und Mütze ab, die sie jetzt nicht mehr brauchte und stolperte los.


Sie überquerte die Straße, und streifte im Gehen ihren linken Schuh ab und betrat die kleine Rasenfläche, die neben der Reling wuchs.
Sie schaffte es, den Schnürsenkel des rechten Schuhs zu lockern, aber konnte ihn nicht mehr abstreifen bevor es geschah.
Euphorisch lief sie weiter, beseelt von dem Gedanken:
Wir werden es schaffen!
Es war ihr letzter…


Sie stolperte über ihre Schnürsenkel, knallte gegen das Geländer, dass viel zu niedrig gebaut war und fiel über die Reling ins Wasser.
Webteam, 1.4.2009