
"Je besser wir Diktatur begreifen, umso besser können wir Demokratie gestalten."
(Roland Jahn)
Roland Jahn bei seinem einführenden Vortrag
Gut zwei Wochen vor dem 25. Jahrestag der Wiedervereinigung und rund 26 Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR war Roland Jahn, der Bundesbeauftragte für Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, so sein offizieller Titel, Gast im Politischen Salon. Sein Besuch an unserer Schule stand jedoch nicht unmittelbar mit dem besonderen kommenden 3. Oktober in Zusammenhang. Der Salon bemühte sich seit zwei Jahren darum, Herrn Jahn zur Diskussion auf die Couch bitten zu können. Das Jubiläum der „Wiedervereinigung“ der beiden Staaten war selbstverständlich ein zentraler Diskussionspunkt des politischen Talks, da viele Gäste des Salons sich unter dem Begriff „Wiedervereinigung“ das abrufen können, was vor, am und nach dem 3. Oktober 1990 geschehen ist.

Salon-Couch
Roland Jahn wirkte aber nicht primär als Behördenleiter am Rednerpult und auf der Salon-Couch, vor allem beeindruckten seine persönlichen Schilderungen als Opfer des diktatorischen Regimes, eines Unterdrückungsapparates, der für alle diejenigen, die heute unter 30 Jahre alt sind, unvorstellbar ist. Dass quer durch Deutschland eine nahezu unüberwindliche Grenze gab, gesichert u.a. durch einen Schießbefehl, dass ein Nachbarland existierte, in dem es keine Meinungsfreiheit abgeschafft war, ja, nicht einmal telefonieren konnte man von dem einen in das andere Land. Umso wichtiger ist es, dieses Unvorstellbare, die deutsche Teilung und die DDR als staatliches Gebilde in der politischen Bildung als ein zentrales Thema zu betrachten und soziale und politische Aspekte der DDR- Gesellschaft stärker in die Curricula zu implementieren.

Über die Rolle des „Ministeriums für Staatssicherheit“ (MfS) bei den Zwangsadoptionen und den Umgang mit den Akten der Betroffenen wurde Jahn ebenso gefragt, wie über die Alltags- und Lebenswirklichkeit in der DDR. Für Jahn war es wichtig herauszustellen, dass eine Beschränkung auf das Schicksal der vielen Opfer des DDR-Systems zu wenig sei und auch in einer Diktatur wie in der DDR für viele Menschen die Sonne geschienen habe.
Jahn, Team und Moderatoren

Langener Zeitung vom 17.9.2015 (zum Vergrößern anklicken!)
Unzweifelhaft ist für Jahn, dass die 40-jährige Existenz der DDR in hohem Maße in der Arbeit und auf die Rolle des Staatssicherheitsdienstes begründet sei.

Der Salon in Bildern von Florian Ulrich
Das Thema des Salons „Je besser wir Diktatur begreifen, umso besser können wir Demokratie gestalten“, eine Formulierung, die Jahn immer wieder aufgreift, darf aber nicht nur im Rückblick auf die DDR als ein Anspruch formuliert werden. Die Freiheitsrechte und deren Wert sind eine Verpflichtung der Gegenwart. Jahn forderte am Ende des offiziellen Teils alle Anwesenden auf, die Freiheit zu genießen.
