Die Dorfhochzeit


 
[Friedrich stolziert umher wie ein Hahn. Das Brautpaar tritt ein. Friedrich hält eine Geige in der Hand und spielt eine Saite.] 

Friedrich (gebieterisch): Johannes! 

[Johannes kommt von der Tanzfläche auf ihn zu. Friedrich drückt ihm die Geige in die Hand, geht zur Tanzfäche.]

Nun lustig, Musikanten: Spielt auf zum Tanz! 

[Musik ertönt. Friedrich greift sich ein Mädchen aus der Menge und tanzt wild mit ihr vor den Augen des Brautpaares umher. Die Mädchen schreien vor Begeisterung.] 

Friedrich:
Jetzt ist es gut! [tritt an das Brautpaar heran]  Die gnädigen Herrschaften sollen leben und alle die hochadeligen Prinzen und Prinzessinnen, und wer nicht mittrinkt, der bekommt eine Ohrfeige, dass er die Engel singen hört! 

Hochzeitsgäste:  Sie leben hoch!


 

 
Hochzeitsgäste:  Sie leben hoch!

Friedrich [verbeugt sich vor dem Brautpaar]:
Nichts für ungut, gnädige Herrschaften; wir sind nur ungelehrte Bauersleute!

[Schreie und Gelächter am anderen Ende des Raumes]

Mann:   Butterdieb, Butterdieb! 
[schiebt Johannes, der sich wehrt, vor sich her.] 

Friedrich (gebieterisch): Was ist los? Was habt ihr mit unserem Johannes? 

 Altes Weib:  Das sollt Ihr noch früh genug erfahren.

[Johannes steht schuldbewusst und mit gesenktem Kopf da, hat einen Fettfleck auf Höhe der Hosentasche. Getuschel der Hochzeitsgäste.]

Friedrich [geht auf Johannes zu]:  Lumpenhund!
[ohrfeigt ihn, schiebt ihn zur Tür, öffnet sie und schubst ihn hina[Friedrich kommt niedergeschlagen zurück. Allgemeines Gelächter der Hochzeitsgäste.]

Friedrich (laut):  Juchhee!  [zieht seine silberne Taschenuhr hervor]. 
Es ist bald zehn. Jetzt den Brautmenuet! Ich will Musik machen!

Schweinehirt [blickt auf Friedrichs Uhr] : Eine prächtige Uhr!

Wilm Hülsmeyer:  Was hat die denn gekostet?

Friedrich:   Willst du sie bezahlen?


 










 
Hülsmeyer:  Hast du sie bezahlt?
[Friedrich sieht ihn herablassend an, greift nach der Geige.]

Hülsmeyer:  Nun, nun, dergleichen hat man schon erlebt. 
Du weißt wohl, der Franz Ebel hatte auch eine schöne Uhr, bis der Jude Aaron sie ihm wieder abnahm.

[Friedrich antwortete nicht, Musik setzt wieder ein.]
[Der Jude Aaron betritt den Raum. Geht auf Friedrich zu.]

Aaron:  Friedrich, du schuldest mir noch Geld. Schon an Ostern habe ich dir eine Uhr geliefert, aber die zehn Taler dafür hast du immer noch nicht bezahlt!

[Friedrich senkt den Kopf, geht Richtung Tür.] 

Aaron [folgt Friedrich, ruft laut]: 
Ich Idiot! Warum hab ich nicht gleich auf die Anderen gehört? Haben sie mir nicht hundertmal gesagt, Ihr hättet all Euer Gut am Leib und kein Brot im Schrank!

Hochzeitsgäste [lachen, zeigen mit dem Finger auf Friedrich] :
Buuh!

[Friedrich verlässt mit gesenktem Kopf den Raum.]

Alte Frau [schüttelt den Kopf]: 
Der Friedrich sah so blass aus wie ein Tuch! 


 










   
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