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Wer, was, wann, wo? |
Auch
2006 waren im Januar wieder aus der Jahrgangsstufe 12 der Leistungskurs Politik
und Wirtschaft und acht Grundkursschüler im Hunsrück,
um in einer Bundswehrkaserne ein viertägiges Plan-Spiel zu machen,
und zwar zu POLitik & Internationale Sicherheit
.
Die Schüler/innen des LK berichten im Folgenden selbst
von dem Projekt und ihren Erfahrungen.
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Zum Spielablauf |
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POL&IS
ist eine interaktive Simulation, die politische, ökonomische
und ökologische Aspekte der internationalen Politik berücksichtigt.
Im Spiel wird der Aufbau der Welt nachgestellt und mit Betreuung durch
zwei Jugendoffiziere wird Politik lebendig gemacht und den Teilnehmern
gezeigt, warum falsches Handeln interne und externe Krisen auslösen
kann, warum Staaten Konflikte austragen, warum Ressourcenknappheit
einen Staat ruinieren kann, warum Ökologie mit Ökonomie zusammenhängt
und warum Sicherheitspolitik unabdingbar ist.(Jens)
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Intensive
Ausschussarbeit im Weltmaßstab
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Dabei
ist die Welt in elf Regionen aufgeteilt, die zumeist aus mehreren Staaten
bestehen. Der Wirklichkeit entsprechend hat jede Region ihre Stärken
und Schwächen in bestimmten Wirtschaftssektoren. Des weiteren
wird der Reichtum in POL&IS-Dollar dargestellt. So ist Arabien
ein vergleichsweise reiches Land und verfügt über eine enorme
Energieproduktion, während Japan überhaupt keine Energie
produzieren kann, dafür aber die größte Anzahl an Industrieproduktionsstätten
unterhält. (Biniam)
Aufgabe des Vierer-Teams jeder Region ist es, für 3 5
simulierte Jahre zu wirtschaften und Sicherheit für die Bevölkerung
zu gewähren. Dabei muss zukunftsorientiert gehandelt werden. Der
Wirtschaftsminister und der Staatsminister haben die Aufgabe, den Regierungschef
hinsichtlich zu treffenden Entscheidungen und abzuschließenden
Verträgen zu beraten. Der Oppositionsführer hat gleiche Ziele,
aber andere Umsetzungsideen und Vorschläge als der Regierungschef.
Am Ende des zweiten Jahres bekommt er die Möglichkeit, von der Bevölkerung
zum Regierungschef gewählt zu werden. ( Pia)

Machtspiele:
Die Streitkräfte verteilen sich über den Globus |
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Die Weltpresse kommentiert
die Lage, der UN-Generalsekretär staunt
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Auf diese Weise entsteht eine
in vielen Ebenen vernetzte Welt von Beziehungen, in der jedes Handeln
automatisch auf Gegenhandeln stößt und somit niemals abschließend
zu berechnen ist. Hinzu kommen drei außerstaatliche Rollen. Diese
bestehen aus Weltpresse (Information der Teilnehmer), Weltbank (Ausgabe
von Krediten) und UN-Generalsekretär (Leitung von Krisen-Konferenzen).
Insofern handelt es sich bei der POL&IS-Simulation um eine offene
Simulation; sie ist nicht Abbild, aber Annäherung an die Wirklichkeit. ( Stephan)
So hatte ich die Chance, bestimmte Zusammenhänge direkt
zu erleben, zum Beispiel:
- Welche Folgen hat eine Umweltkatastrophe für die Wirtschaft
und warum?
- Was ist die wirkliche Problematik eines Dritt-Welt-Landes?
- Warum kann es zu Gütermangel kommen ohne Ausgleichchance?
- Warum ist eine genaue Absprache zwischen Wirtschaftsminister
und Regierungschef notwendig?
- Warum sind Bündnisse so wichtig?
- Warum können Kredite manchmal nicht beglichen werden?
- Was sind die langfristigen Auswirkungen eines Bildungsprogramms?
- Was für ein Ausmaß die Folgen eines Streiks annehmen
können.
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Außerdem war POL&IS eine
gute Teamwork-Übung. Denn relativ schnell wurde allen klar, dass
niemand sein eigenes Ding durchziehen kann, sondern auf
die gute Arbeit der anderen angewiesen war, um erfolgreich zu sein.
Hierbei war die Kommunikation innerhalb einer Region entscheidend.
Zuletzt war es auch eine Übung zum Arbeiten unter Zeitdruck. Feste
Zeiten für Konferenzen, Handel, Absprachen und Vertragsabschluss
waren vorgegeben und mussten eingehalten werden. Diese waren teilweise
extrem knapp gehalten, um die Beteiligten in Stresssituationen zu
versetzen. (Pia)

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Erfolgreiche Aufnahme
diplomatischer Beziehungen
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Erfahrungen und Bewertungen |
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Ein Lerneffekt aus dieser Simulation war für
mich die Erkenntnis, wie abhängig die einzelnen Länder voneinander
sind. Insbesondere die Flüchtlingsströme wirkten sich stark nachteilig
aus, obwohl es der Wirtschaft gut ging. In den Dritte-Welt-Ländern
wiederum führte es zu einem weiteren Rückgang der Produktion.
Es gab auch viele äußere Einflüsse, die die Lage verschlimmerten,
z.B. Terroranschläge oder schlechte Ernten. Ebenso war es interessant
zu sehen, was passiert, wenn sich ein Land querstellt, seine Linie
verfolgt und sich nicht nach anderen richtet. Dies kann man auch im
tatsächlichen Leben, z.B. am Iran mit seinem Atomprogramm, sehen. ( Hendrik)
Es ist schon fast erschreckend, wie leicht Konflikte oder Kriege zwischen
Ländern entstehen können, sobald ein Land extreme Ansichten vertritt.
Es ist auch bemerkenswert, wie leicht ein Land die anderen Länder beeinflussen
kann, wenn dieses mit Angriffen oder Krieg droht. Fatal ist es dann, wenn die
restlichen Länder keinen Gegendruck produzieren, sondern trotz Bedrohung
den friedlichen Weg gegen wollen. ( Felix)
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Feierabend:
Unsere Jahresbilanz stimmt
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Das Planspiel gab mir zum
ersten Mal die Möglichkeit, nicht nur passiv etwas mitzubekommen,
sondern selber agieren zu müssen. Die Motivation, die sich währenddessen
bei einem Großteil der Teilnehmer Tag für Tag steigerte,
empfand ich als beeindruckend. Denn auch beim Essen oder in der Freizeit
nach dem Abendessen wurde größenteils über Ereignisse
von POL&IS diskutiert.
Niemand konnte wirklich abschalten und
irgendwann nannte man sich gegenseitig nicht mehr bei den Namen sondern Regierungschef
von Afrika oder Wirtschaftsminister von Arabien.
Abends im Bett zerbrach ich mir dann den Kopf, wie ich Verträge
am besten konzipieren könnte. In den Verhandlungen waren Betroffene
(z.B. ich) teilweise von den Missständen emotional so ergriffen,
dass man auch mal lauter wurde und sich mit Konkurrenten anlegte. (Pia)
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Des Weiteren habe ich viel
Wissenswertes über politische Systeme, Programme und Grundwerte
der einzelnen Regionen gelernt. Auch war mir vorher nur oberflächlich
bewusst, wie sehr Regelungen und Besitz die einzelnen Regionen in ihrem
Handeln einschränken.
Als Vertreterin der Weltpresse musste ich
mich überwinden, vor einem größeren Publikum frei zu
reden, was mir normalerweise nicht sonderlich leicht fällt. Ich
denke, das ist eine gute Erfahrung für den Unterricht und das
spätere Berufsleben. (Franziska)
Positiv war auch, dass jedes Staatsmitglied Reden jalten musste. So
konnte man es sich nicht erlauben, sich zurückzulehnen und auf die anderen
zu verlassen, und somit war jeder ins Spiel gut eingebunden. (Felix)
Durch das Planspiel wurde einem erst richtig bewusst, dass kein Land
wirklich unanhängig von den anderen ist und jede Entscheidung extreme
Konsequenzen bedeuten kann. (
) Weiter habe ich gelernt, dass man als
Opposition wirklich kaum Mitspracherecht hat. Beschlüsse wurden über
meinen Kopf hinweg entschieden, ohne auch nur nach meiner Meinung gefragt zu
haben. (Meike)
Ein bisschen problematisch war für mich die Verpflegung. Das frühe
Abendessen um 16.30 Uhr führte dazu, dass wir im Laufe des Abends wieder
hungrig wurden und keine Möglichkeit bestand, noch etwas einzukaufen.
Schade fand ich, dass sich nur wenig Zusammengehörigkeitsgefühl mit
den Schülern der anderen Schule entwickelte. (Hendrik)

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Auf der Rückfahrt:
Meditatives Nachdenken, warum Politik so anstrengend ist
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Immerhin bekam der Leistungskurs noch einen Brief aus dem Odenwald,
von der Martin-Luther-Schule Rimbach, in der es um eine bemerkenswerte
Kontroverse ging:
Zuerst möchten wir betonen, dass uns die Woche im Großen und
Ganzen gut gefallen hat. Sinn dieser Simulation war unserer Meinung nach eine
realistische und auch eine idealisierte Welt nachzustellen. Um dies zu erreichen,
war es notwendig, dass jeder in eine Rolle schlüpfte und diese im Laufe
der Woche gut spielte. (
) Wir finden, dass sich einige von euch leider
nicht immer an die Richtlinien und Spielanweisungen hielten. (PoWi-GK
13/ Fl)
Aus der Antwort des LK der Dreieichschule:
Einige haben doch zu sehr auf Idealisierung als auf Realismus gesetzt
Aber
das Nicht-Einhalten von nicht vorhandenen Richtlinien und Spielanweisungen kann
nun nicht zu unseren Fehlern gehören, da wir realistisch bleiben wollten
und auch, wie in der wirklichen Welt, manchmal zu radikalen Mitteln griffen,
um unsere Ziele durchsetzen zu können. (
)
In der wirklichen
Welt lassen die Sozialkompetenzen gewisser nationaler Vertreter auch zu wünschen übrig.
(
) Mit eurer Friedenspolitik habt ihr bei Gefahr zu lange gezögert
einzugreifen, um Schlimmeres zu verhindern.
Wir hoffen, dass ihr trotz eures Abiturstresses Zeit für eine Fortsetzung
des Briefwechsels findet. (POWI-Lk 12/ Ts)
Fazit: Alle Schüler/innen meines Kurses wünschen sich eine
Fortsetzung dieser außerschulischen Arbeitsform. Doch da sind wir
auch vom Etat der Bundeswehr und bestimmter personeller Veränderungen
für das Jahr 2007 abhängig.
Zusammenstellung
der Texte: Wolfgang Tschorn, OstR
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Fotos: Sebastian Wolf, Webteam, 29.03.2006
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