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Busbegleiter:
Neue Ära des Busfahrens an der DSL

> Einleitung
> Der
Workshop
> Schüler
sind "captive clients"
> Hintergründe + Links
> Die
Praxis wird simuliert
> Die Eindrücke von Dennis, Ellen, Maxime, Melanie
> Langener Zeitung vom 18.11.2006
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Einleitung |

Gerangel, Schubsen, Abdrängen: Stress pur für viele Schüler,
die morgens mit dem Bus zur Schule fahren. Wer keinen Stress
möchte, gibt nach. Verbale Angriffe und Erniedrigungen
sind weitere Begleiterscheinungen. Viele Schüler sind
- wohl oder übel - auf den Bus angewiesen, Schüler
sind "captive clients". Sie können der Gewalt, der
sie beim Busfahren begegnen, nicht ausweichen.
Dennis, Schüler der Jgst. 8, sagt: "Ich möchte es mir nicht mehr
gefallen lassen, angemacht zu werden. Ständig werden Opfer gesucht und bedrängt.
Der Busfahrer kann da nicht einschreiten, denn er kriegt, weil er vorne sitzt,
nichts mit."

Da kommt es gerade recht, dass man die Zustände in
Langen nicht mehr tolerieren möchte. Deshalb wurden Erfahrungen
aus anderen Gemeinden Deutschlands unter die Lupe genommen und auf
unsere Heimatgemeinde übertragen:
Ausgebildet werden
"Bus&Bahn-Begleiter", das sind
15 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe
8, die die Ausbildung zum Busbegleiter durchlaufen und die in einem Workshop erste
Erfahrungen sammeln können.
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Wieso es gerade Schüler
sind und nicht Erwachsene, die zum "Bus&Bahn-Begleiter"ausgebildet
werden, hat verschiedene Gründe. Längst weiß man,
dass nicht Erwachsene, sondern die Jugendlichen selber wesentlich besser
zwischen Jugendlichen schlichten können. Gründe:
1. Brenzlige Situationen im Bus und die Gründe dafür
kennt jeder Schüler hautnah. Die Realität ist noch frisch
im Gedächtnis.
2. Jugendliche finden einen besseren, direkteren Zugang zueinander.
3. Jugendliche sprechen ihre eigene Sprache.
4. Der moralische Zeigefinger, den Erwachsene Jugendlichen schon
allein durch den Altersunterschied zeigen, bleibt weg.
Im Workshop üben die Busbegleiter,
auf die Körpersprache
zu achten und Konflikte zu entschärfen, ohne selbst Gewalt auszuüben.
Dazu gehört z.B. die Grundregel, sich zuerst um das Opfer zu
kümmern,
statt sich auf eine Auseinandersetzung mit dem Täter einzulassen.
Oft reiche es schon, Öffentlichkeit herzustellen und den bedrängten
Schüler laut anzusprechen, erzählt Uwe Böer. Er ist
der Leiter des Projekts, ehemaliger Busfahrer und weiß, was
Sache in Bussen ist.
Von seinen Erfahrungen lernen nun auch die angehenden Busbegleiter,
wenn sie in echten Bussen das wirkliche Leben nachspielen. Man
könnte
sagen: Die
Praxis wird simuliert.
Anschließend schildern Ellen, Dennis, Maxime und Melanie
ihre Eindrücke.
 
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Der Workshop |
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Gründliche Schulung steht am Anfang |

Die Gruppe der Achtklässler und der Leiter des Workshops, Herr Max Böer
(Mitte), von der Kreis-Verkehrs-Gesellschaft Offenbach.
Die gestrichelte Linie ist die Konfliktlinie, die nicht zu überschreiten
im Workshop eingeübt wird.
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Schüler sind "CAPTIVE
CLIENTS", d.h. sie sind "gefangen" durch die Umstände und die Notwendigkeit den Bus zu benutzen |

Kinder und Jugendliche sind als Schülerinnen und Schüler
eine große Kundengruppe im öffentlichen Nahverkehr.
Im Allgemeinen
werden sie zu den sog. gebundenen Fahrgästen gezählt, da ihnen für den Weg zur Schule keine bzw. nur
sehr eingeschränkte Alternativen zum öffentlichen Nahverkehr
zur Verfügung stehen.  |
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Schule
soll (auch hier) erziehen, denn viele gesellschaftliche Probleme zeigen
sich bei der Busbeförderung.
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- Verkehrssicherheitserziehung (d.h. richtiges
und sicheres Verhalten im Schulbus und an der Haltestelle)
- Erziehung junger Menschen zu einer intelligenten und vielfältigen Verkehrsmittelwahl
nach dem Führerscheinerwerb (d.h. Vermeidung einer Fokussierung
auf den Pkw / das Kraftrad)
- Programme gegen auffälliges Sozialverhalten, und Vandalismus entwickeln,
um damit auch die Qualität des ÖPNV zu verbessern.
Zur Fortsetzung hier klicken

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Verbindungsperson
dieses Projektes ist Reinhold Lang (im Bild links), Lehrer an
der Dreieichschule
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Hintergründe und Links |
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Wer mehr zu den Schulscouts
wissen will, ist hier richtig.
Bundesweit gibt es bereits vielfältige
Erfahrungen.
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Informationsbroschüre (im Sommer 2006) des RMV zum Thema Busbegleiter
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Die Gruppe beim Workshop |
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Bild
oben - Jan, Pedro,
Fabian, Pascal, Dennis und Martin (v.l.) erhalten Informationen
u.a. zu Themen wie Straftaten, Notwehr, Nothilfe, Konflikteskalation
und Konfliktvermeidung.
Noch wird der Ernstfall nur besprochen. Wirkliche Konflikte, kurz gesagt
die Realität, warten auf die angehenden Busbegleiter.
Einer der Merksätze: „Im Extremfall die Polizei einschalten, kein Risiko
eingehen“.
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Insidertipps |
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Bild
oben - Eine der Übungen heißt: "Auf
die Körpersprache achten", hier demonstriert vom Leiter des
Workshops, Uwe Böer (rechts mit dem Rücken zur Kamera).
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Die Praxis wird simuliert |
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Bild
oben, links - Reinhold Lang, Lehrer an der DSL, im Gespräch vor
Ort mit den zukünftigen Busbegleitern.
Bild oben, rechts - Das Einsteigen in die besondere, manchmal "geladene" Atmosphäre
eines Busses muss geübt werden.
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Übungen vor Ort bringen Sicherheit,
machen bewusst und geben Orientierung |
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Bild
oben: Merksätze geben Orientierung, z.B.:
- Nicht provozieren und sich nicht provozieren lassen
- Sich nicht selber in Gefahr bringen
- Folgen aufzeigen und benennen
- Nicht alles regeln wollen
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Eindrücke von Dennis, Ellen, Maxime und
Melanie
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- Dennis
- Ellen
- Maxime
- Melanie |
Was habt ihr bisher gemacht, Dennis?
Dennis:
 Wir
haben über Gesetze gesprochen, Formen der Gewalt kennen gelernt
und versucht, Gewaltbereitschaft einzuschätzen. Wir haben gelernt,
dass man aus dem Verhalten auf die Gewaltbereitschaft einer Person schließen
kann.
Also schaue ich jetzt genau hin, was einer macht und wie er sich
verhält. In Rollenspielen haben wir versucht das durchzuspielen.
Ich freue mich schon auf die nächsten Treffen, denn es ist sehr
abwechslungsreich und wir sind dauernd gefordert.

Was waren das für Rollenspiele?
Ellen:
 Zum
Beispiel haben wir uns in einen Kreis gesetzt und versucht, zusammengehakt
eine "Burg" zu bilden. Die andern sollten versuchen, uns zu
trennen.
Dieses Spiel hat uns gezeigt, wie man zusammenhalten
kann und wie man Aggressionen begegnen muss, wenn man zusammenhält.
Dadurch
hat der Angreifer deutlich weniger Aussicht aggressiv zu sein und andere
einzuschüchtern.
Wie sind denn deine Erfahrungen beim Busfahren?
Maxime:
 Ich fahre täglich Bus und erlebe häufig extreme Situationen, mit denen
ich bisher nicht umgehen konnte.
Ich habe schon jetzt gesehen, dass Selbstbewusstsein
wichtig ist und andern Fahrgästen Respekt einflößen kann.
Das führt dann
dazu, dass weniger Konflikte entstehen.
Melanie, was hast du schon beim Busfahren erlebt?
Melanie:
 Der Bus kommt und alle stürzen sich auf die Tür. Es wird rumgeschubst
und weggedrückt. Im Bus werden Polster angemalt und zerrissen.
Kaum einer,
der das sieht, sagt was, weil man keinen Stress haben möchte.
Häufig werden
auch Plätze mit Rucksäcken blockiert, so dass ganze Sitzreihen
leer bleiben und man stehen muss.
Ich habe z.B. gelernt, was man machen muss, wenn die Gefahr besteht,
dass jemand stehen gelassen wird und nicht mehr in den Bus kommt.
Das wird mir in Zukunft nützen.
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Unterstützt wird das Projekt von 13 Städten und Gemeinden
im Landkreis Offenbach, dem KVG Offenbach, der Sparkasse Langen-Seligenstadt, und
den Stadtwerken.
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Ellen, Webteam, 10.11. + 20.11.2006 |
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